Was ist die Schweiz für UBS wert?
Die UBS profitiert enorm von der Schweiz. Sie sollte diesen Wert in ihrem Geschäftsmodell adäquat abbilden.
Kippen die Aktienmärkte weltweit ins Minus, flüchtet sich das Kapital in den sicheren Hafen Schweiz, wie diesen Sommer wieder erlebt. Kein Wunder: Die Schweiz zeichnet sich seit Jahrzehnten als verlässlich, rechtsstaatlich solide und vertrauenswürdig aus. Das beschreibt im wesentlichen die Reputation unseres Landes, freilich etwas lädiert seit der CS-Krise.
Von dieser hohen Reputation profitiert, wer im oder mit dem Namen Schweiz Geschäfte macht. So wie dies die neue Mega-Bank UBS tut. Ihre Bilanzsumme ist fast doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz. Kein anderes Land leistet sich eine im Verhältnis zum eigenen BIP so grosse Bank. Damit einher geht eine entsprechend grosse Verantwortung im Umgang mit der Marke Schweiz.
Verantwortung übernehmen für die Schweiz
Umso bedauerlicher ist es, dass sowohl die UBS wie auch die Bankiervereinigung sich dieser Verantwortung scheinbar nicht bewusst sind. Statt selbst gute, griffige und für die Branche umsetzbare Vorschläge zu präsentieren, beschränkt man sich derzeit darauf, alle Ideen abzuwehren, auch die konstruktiven, welche die volkswirtschaftlichen Risiken, die von der UBS ausgehen, zumindest einschränken.
Es wird lamentiert, dass eine Regulierungsflut drohe und der Finanzplatz verteuert werde. Gerade Letzteres verkennt simpelste Marktlogik: Ein Produkt mit hohem Markenwert wie die Marke Schweiz darf ihren Preis haben und es wäre töricht, sie unter Wert zu verhökern.
Dazu kommen die Aktivitäten im Ausland: Sollte dort ein Tochterunternehmen der UBS aufgrund von Marktverwerfungen oder – horribile dictu – wegen unseriösen Investments hopsgehen, dann beschädigt dies im schlimmsten Fall nicht nur die UBS selbst, sondern auch unsere gesamte Volkswirtschaft mit all den Unternehmenskrediten und Hypotheken, die an der Bank hängen.
Einen Vorgeschmack davon hatten wir letztes Jahr bekommen. Das CS-Debakel hat zum grössten Verpflichtungskredit des Bundes überhaupt geführt: 109 Milliarden Franken. Viel mehr als der Bund in einem Jahr für alle seine Aufgaben ausgibt. Über Nacht und mit Notrecht durch den Bundesrat gesprochen. Die neue UBS macht das Risiko in einem solchen Fall für die Schweiz noch grösser als zuvor.
Ein Wert darf etwas kosten
Deshalb sollten sich die klugen Köpfe in der UBS und der internationalen Schweizer Finanzszene Gedanken machen, wie sie dazu beitragen können, die Reputation der Marke “Schweiz” zu pflegen, ja zu stärken. Denn diese ist es, die der Bank einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil verschafft. Ausgesprochen unklug wäre es, mit teurem Lobbying zur Schwächung oder Abwendung von dringend nötigen Regulierungsvorgaben den Ast abzusägen, auf dem man sitzt.
Die Banker müssen den Wert der Marke „Schweiz“, mit der sie seit Jahr und Tag lukrative Geschäfte machen, erkennen und sich verpflichten, für dessen Erhalt Verantwortung zu übernehmen. Denn einen Wert bekommt man nicht umsonst.