Umweltkompatible Wirtschaft, eine Utopie?
Mein Redetext für die Ratsdebatte zur Umweltverantwortungsinitiative der Jungen GRÜNEN.
Wir haben nun viel davon gehört wie dringend und wichtig Handeln innerhalb der planetaren Grenzen ist. Ich möchte deshalb nicht wiederholen, sondern auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Machbarkeit dieses Generationenprojekts fokussieren. Und zwar aus der Perspektive eines motivierten Unternehmers, der ich neben dem Nationalrat ja auch bin. Als solcher warte ich ungeduldig auf eine klare Ansage der Politik, welche der Dringlichkeit und Wichtigkeit des Umbaus unserer Einweg- Wegwerfwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft der kurzen Wege und erneuerbaren Energien gerecht wird.
Denn ich kann Ihnen sagen, dass es für innovative, fortschrittliche Firmen in dieser Zukunftswirtschaft unglaublich schwierig ist sich zu behaupten, solange externe Kosten wirtschaftlicher Tätigkeit in den traditionellen Industrien nicht einbepreist werden müssen, solange Umweltschäden der Allgemeinheit überlassen werden. Weil erstens fortschrittliche Ansätze und Technologien grosser Investitionen bedürfen und dies wegen den aktuell herrschenden Rahmenbedingungen viel Wohlwollen von Finanzgeber*innen abverlangt. Weil sie sich zweitens am Markt gegen preisgünstigere aber eben nicht umweltkompatible Produkte und Dienstleistungen behaupten müssen. Und weil drittens die etablierten Industrien ihre Verankerung in der Politik seit Jahrzehnten zementiert haben und zu nutzen wissen.
Eine dem Gemeinwohl verpflichtete Wirtschaft hat es also mehrfach schwerer. Nun plädiere ich nicht dafür, dass man den Fortschrittlichen massiv unter die Arme greifen soll. Nein, es reichte wohl schon, wenn man den nicht nachhaltigen und damit auf Dauer sowieso nicht überlebensfähigen Wirtschaftsmodellen nicht noch den roten Teppich ausrollen und sie mit Subventionen beglücken würde. Denn die Kosten von Umweltschäden, welche nicht durch die Unternehmen, die sie verursachen, sondern von Steuerzahlenden, anderen Ländern oder unseren Nachkommen berappt werden, sind Subventionen für eben diese Firmen. Liberal Gesinnte müsste dieser Umstand überzeugen, endlich davon abzukommen und damit innovativen Zukunftsunternehmen die Handbremse zu lösen und sie florieren zu lassen. Denn meine Damen und Herren: Wir brauchen die Power der Unternehmen. Sie sind unglaublich leistungsfähig, gerade hier in der Schweiz, der langjährigen Innovationsmeisterin auf diesem Planeten. Ich bin immer wieder schwer beeindruckt über den Erfindungsgeist und die Kraft, welche Unternehmen in allen Branchen an den Tag legen. Welche Wandlungsfähigkeit sie besitzen, wenn sich äussere Umstände auf einen Schlag verändern. Die Pandemie hat das eindrücklich aufgezeigt. Innert Kürze konnten viele Unternehmen auf Home-Office umstellen, ohne nennenswert an Produktivität einzubüssen. Innert Kürze wurden Produkte und Dienstleistungen aus dem Boden gestampft, welche den Alltag in dieser Ausnahmesituation einfacher machten. Innert Kürze haben sich vermeintlich unumstössliche Gewissheiten in Luft aufgelöst und wurden durch neue, bessere Ansätze ersetzt. Ob wir wollen oder nicht, eine Anpassung an diese planetaren, physikalischen Grenzen werden wir sowieso angehen müssen.
Leider schneller als uns das lieb ist. Aber bitte lieber geordnet, statt durch eine nächste heftige Krise und mit dem Rücken zur Wand. Es ist ja auch diese so viel beschworene Chance. Packen wir sie und schaffen die Grundlage für diese Zukunftswirtschaft mit aufdatierten Rahmenbedingungen und mit ambitionierten Zielen, wie sie die Umweltverantwortungsinitiative oder eben der direkte Gegenvorschlag fordern. Dies nicht zu tun, ist, als ob man ernsthaft mit der Physik verhandeln wollte. Ich kann Ihnen garantieren, wer dies versucht, wird verlieren. Die Physik passt sich naturgemäss nicht unseren Befindlichkeiten an.